19.09.2019: Je nach Wetterlage riecht er, aktuell stinkt er, der Auweiher, denn Algen und Einträge wie Äste und Blätter, die zuerst an der Oberfläche schwimmen, sinken langsam ab und lassen das Gewässer immer mehr mit den Sedimenten verschlammen.
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Stadtverwaltung wurde bereits informiert!
ah
Ist das nicht ein ganz natürlicher Prozess — Verlandung ?
Kurt Scholz
Weilheim
„Auwart“
20.Feb. 2020
Unser Stadtpark, die Au, ist krank
Der Stadtpark, die „Au“ wurde vor ca. 130 Jahren geplant. Es sollte ein Platz für die Weilheimer sein, die Erholung und Ruhe suchen und die Natur genießen wollen. Das alte Flußbett der Ammer erwies sich als ideal für eine Parklandschaft mit Wald, Wiesen und Teichen. An dem oberen Teich, beim Einlauf und der Kneippanlage, sickerte frisches Wasser aus dem Boden. Die Menge reichte aus, alle Teiche und Wasserläufe, die nach und nach gebaut wurden, mit sauberem Wasser zu füllen. Der Park erblühte zu einem Ort der Ruhe und Erholung für die Weilheimer.
In den sechziger Jahren wurde die Ammer aus Gründen des Hochwasserschutzes tiefer gelegt. Damit versiegte auch die natürliche Quelle in der Au. Alle Teiche fielen trocken. Als Abhilfe baute die Stadt eine Zuleitung, die vom Tiefenbach aus gespeist wird. Den Bach staute man beim Naturfreundehaus, kurz bevor er in die Ammer mündet, ein wenig auf und leitete ein Teil des Wassers durch eine Rohrleitung bis in die Au. Das alles funktioniert bis heute ganz ordentlich. Die Teiche sind wieder mit Wasser gefüllt.
Das Wasser aus dem Tiefenbach brachte aber auch andere, nicht willkommene Sachen mit.
Dieses Wasser führt viel Sediment und Schlamm mit sich. Die gesamten Wasserwege in der Au, bestehend aus Teichen und Bächen dienen jetzt als Vorklärbecken, bevor das Wasser bei der BMX Bahn wieder in die Ammer zurück fließt. Seit ca. fünfzig Jahren verlandet und verschlammt dadurch die Au. Auch hat sich eine Alge besonders im großen Teich beim Pavillon angesiedelt, die dort überhaupt nichts zu suchen hat. Sie war in der Au nie heimisch und wurde vom Gebiet des Pollinger Tuffs über das Wasser des Tiefenbachs eingeschleppt. In Polling ist die Alge für die Entstehung des Tuffgesteins mitverantwortlich. In der Au produziert sie Gestank. Die Alge hat den großen Teich fast vollständig zugewuchert. Im letzten Sommer kam sie großflächig über die Wasseroberfläche und begann zu faulen, was die Besucher der Au, besonders an warmen Tagen, sehr intensiv riechen konnten und den Genuß eines lauen Sommerabends stark beeinträchtigte.
Unser Stadtpark, die Au, ist krank. Sie ist wie eine alte Dame, die in die Jahre gekommen ist. Man hat in sie nur das Allernötigste investiert, wie ein teilweises Ausbaggern von dem großen Teich am Pavillon und den Teichen aufwärts bis zu dem Kneippbecken am Einlauf. Ansonsten hat man die Au sich selbst überlassen.
Die „Wilde Au“, das war das Zauberwort. Ein romantischer wilder Stadtpark mit viel Unterholz und verwunschenen Winkeln, mit lauschigen Plätzen und einsamen Bänken zum Verweilen.
Von einem naturbelassenem Stadtpark zu einem verwilderten ungepflegten Saustall ist aber oft nur ein kleiner Schritt
Unsere Au hat nach Aussage der Naturschutzbehörde den Status eines Biotops. Dies kann ein Segen, aber genauso auch ein Fluch sein. Wir, die Bürger von Weilheim, beziehungsweise deren Vertreter müssen sich entscheiden wie sie damit umgehen. Und zwar bald!
Wollen wir ein Biotop, an dem man nichts verändern darf und in dem alles sich selbst überlassen wird, oder wollen wir das, wofür die Au ursprünglich künstlich angelegt wurde, einen Erholungspark für die Menschen?
Die Lösung für ein Biotop wäre die einfachste und billigste. Wir brauchen auch weiterhin nichts unternehmen.
Wollen wir jedoch einen Erholungspark / Stadtpark, dann muss sehr viel investiert werden.
Wie zum Beispiel:
1. Ausbaggern der Teiche und Zuläufe.
2. Befestigungen der Ufer
3. Freischneiden der Ufer
4. Freischneiden der Freiflächen von Gestrüpp und Schilf
5. Regelmäßiges Mähen der Freiflächen.
6. Befestigungen der Wege
7. Besplittung der Wege
Seit mehreren Jahren wird vereinzelt versucht dem Verfall der Au entgegen zu wirken. Mehrere Ortsbesichtigungen wurden mit den zuständigen verantwortlichen Entscheidern organisiert. Man entschied unter Anderem die Ausbaggerung aller Teiche und Wasserläufe. Tatsächlich konnte nur ein kleiner Teil der vereinbarten Arbeiten durchgeführt werden.
Bei einer Ortsbegehung mit Vertretern von Politik, Stadt und Naturschutz wurde nur darüber gesprochen, was alles nicht geht. Kein weiteres Ausbaggern wegen der im Schlamm lebender Würmer und keine Lösung für die Entsorgung des Schlammes. Ebenso soll die Entfernung der eingeschleppten Algen im Pavillon – Teich aus Gründen des Artenschutzes nicht möglich sein.
Das Problem in der Au ist nicht mit dem Entfernen von ein paar Ästen und vergammelten Laub zu beheben. Hier steht eine weitsichtige Generalsanierung an. Eine vorherige Abklärung mit der Naturschutzbehörde ist zielführend. Es ist vielleicht zusätzlich notwendig, sich professionelle Hilfe von einem Landschaftsgärtner zu holen.
Für den Fortbestand der Au ist jetzt Handeln notwendig. So, wie sich die Au heute darstellt, mag sie ein Biotop sein, aber den Status eines Erholungsparks verliert sie gerade. Wenn wir jetzt nichts unternehmen, sie zu retten, wird es die Au, so wie wir sie seit Jahrzehnten kennen und in unser Herz geschossen haben, in absehbarer Zeit nicht mehr geben.
Hochachtungsvoll
Kurt Scholz
„Auwart“